Lieferketten, die aktuelle ESG-Kriterien erfüllen, verringern nicht nur den CO2-Fußabdruck und Reputationsrisiken. Sie sind auch resilienter und wirtschaftlicher. ESG-Daten werden dabei zum bestimmenden Faktor – und zur Chance für Unternehmen.
Noch vor wenigen Jahren waren Diskussionen rund um die Lieferkette ein Randthema. Gutes Supply Chain Management bedeutete Kosteneffizienz durch maximale Verfügbarkeit bei minimalen Lagerbeständen und einen flexiblen Notfallplan für Störungen zu haben.
Das hat sich grundlegend geändert. Die Folgen der Covid-19-Pandemie, der Ukrainekrieg, und makroökomische Ereignisse wie Ressourcenknappheit oder Naturkatastrophen haben gezeigt, wie schnell Lieferketten in allen Branchen brechen können und welchen Einfluss sie auf die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens haben. Zudem müssen sich Supply Chain Manager den wachsenden Ansprüchen von Konsumenten, Investoren und Geschäftspartnern stellen. Und als wäre das nicht genug, haben regulatorische Vorgaben wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzt (LkSG) und internationale Regularien hinsichtlich Environmental Social Governance (ESG, Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) großen Einfluss auf die Zusammensetzung und das Management von Lieferketten.
Unternehmen stehen vor der Herkulesaufgabe, ihre Lieferketten widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten, damit sie vor unerwarteten Ereignissen wie Naturkatastrophen, Lieferanteninsolvenzen oder Auswirkungen von Pandemien besser abgesichert sind. Der Einsatz von ESG-Daten zur Einstufung von Lieferanten im Hinblick auf die Einhaltung von Umweltstandards, Menschenrechten oder Arbeitssicherheit ist dabei ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer resilienten Lieferkette.
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Neue Anforderungen an das Supply Chain Management
Klassisches Supply Chain Management zielt darauf ab, ein profitables Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage mit möglichst wenig Lieferanten und Bestandspuffern zu finden. Die Vorteile dieser Vorgehensweise liegen vor allem in der verringerten operativen und logistischen Komplexität bei hoher Rentabilität.
Mit Ausbruch der Covid-19-Krise hat sich jedoch gezeigt, dass genau diese Strategie besonders störanfällig ist. Innerhalb kürzester Zeit fielen mehrere Lieferstandorte aus, die sich zeitnah nicht ersetzen ließen. Es kam zu Produktionsstopps, weil Materialien fehlten.
Ein zusätzliches Risiko dieser Strategie ist ihre Preisanfälligkeit bei fehlender Flexibilität. So stiegen die Frachtkosten für einen Container von Shanghai nach Rotterdam zu Beginn des Ukrainekriegs innerhalb weniger Tage von 2.000 auf 54.000 Dollar. Wer aufgrund leergefegter Lager keine andere Wahl hatte, musste demnach 2700 Prozent mehr bezahlen als zuvor oder die Produktion einstellen – so wurde aus "just in time" immer häufiger "just in case".
Der Aufbau einer Lieferkette, die auch im Hinblick auf ESG-Kriterien widerstandsfähig ist, stellt jedoch zusätzliche Anforderungen an das Supply Chain Management.
Die folgenden fünf Schritte geben Orientierung und zeigen, worauf es ankommt.
1. Risiken identifizieren und vermeiden
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lieferant ausfällt? Wie kann ich dieses Risiko minimieren? Welches Risiko nimmt ein Unternehmen in Kauf? Ziel ist es, Risiken innerhalb der Lieferkette zu identifizieren, zu bewerten und zu mindern.
Ob ein Lieferant pünktlich liefert, hängt von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem geopolitische Risiken, Währungsrisiken, Naturkatastrophe, Pandemien. Daten zur ESG-Performance von Dun & Bradstreet helfen dabei neben klassischen Risiken auch die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Unternehmens im Hinblick auf E, S und G zu ermitteln. Auf Basis dieser Informationen lässt sich einfach identifizieren, welcher Lieferant einen guten CO2-Fußabdruck hat, wer Menschenrechte einhält oder großen Wert auf Arbeitssicherheit legt.
„Liegen die ESG-Daten zentral auf einer Plattform wie D&B Risk Analytics von Dun & Bradstreet vor, so lassen sich Nachhaltigkeitsrisiken sicher ermitteln, priorisieren und auf Basis eines Lieferanten-Ratings in den Vergabeentscheidungen verankern“, erklärt Schmidt.
2. Den Blick auf den Lieferanten-Pool erweitern
Angesichts der zeitweise extrem hohen Volatilität im Beschaffungsmarkt sollten Unternehmen ihre Lieferantendaten kontinuierlich überwachen. So können sie frühzeitig externe oder interne Ereignisse in ihrer Supplier-Landschaft identifizieren, um potenzielle Störungen abzuwenden.
Zusätzliche Sicherheit bietet eine Neujustierung der Lieferantenkriterien. So wählen innovative Einkaufsorganisationen ihre Lieferanten nicht mehr nur nach dem Preis aus, sondern erweitern die Kriterien um Faktoren wie Leistungshistorie, geografischer Standort, finanzielle Stabilität, Managementteam und Branchenreputation. Möglich wird dieser Schritt durch den Zugriff auf umfassende und aktuelle Lieferantendaten – sowie durch die kontinuierliche Anreicherung dieser Daten, wodurch zusätzlicher Mehrwert entsteht.
3. Geschäftskritische Lieferanten und Partner unterstützen
Widerstandsfähige Lieferketten zeichnen sich durch eine hohe Diversifizierung aus, weil mehrere Lieferanten für Waren und Dienstleistungen aus verschiedenen Regionen das Risiko von Störungen verringern. Zur Förderung der Compliance ist darüber hinaus aber auch die Stärkung der Lieferantenbeziehung erforderlich.
Dazu sollten Nachhaltigkeitsanforderungen in Lastenheften und Verträgen festgehalten werden. Auf der Basis von Selbstauskünften, gemeinsam geteilter Werte und regelmäßiger Vor-Ort-Checks lässt sich anschließend ermitteln, welche Anforderungen ein Lieferant nicht erfüllt und welche Qualifizierungsmaßnahmen ihm helfen, das Problem zu lösen.
4. Verstöße aufarbeiten und beheben
„Fail fast“ ist nicht nur ein bewährtes Motto bei agilen IT-Projekten, sondern auch ein hilfreicher Ansatz beim ESG-Risikomanagement der Lieferkette. Dazu sollten ESG-Verstöße mit einem standardisierten Prozess aufgearbeitet und in möglichst passgenaue Maßnahmenpläne übersetzt werden.
Ziel ist es, Verstöße schnell zu beheben und die Nachhaltigkeitsperformance der Lieferanten ebenso aktiv wie wirksam zu verbessern, um künftige Verstöße zu verhindern.
„Oberste Priorität sollte sein, Lieferanten aktiv weiterzuentwickeln, um so einen Beitrag zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette zu gewährleisten“, sagt Schmidt.
5. Resilienzmanagement als langfristiges Engagement verstehen
Resilienz in der Lieferkette ist ein fortlaufender und dynamischer Prozess. Ursachen, Arten und Dauer von Störungen können sich ebenso ändern, wie regulatorische Vorschriften oder Kundenerwartungen. Zudem entwickeln sich Unternehmen weiter.
Die Lieferkette und ihr Management müssen sich an dieses dynamische Umfeld agil anpassen. Dabei hilft es, wenn Resilienz nicht als separate Funktion implementiert, sondern in die Lieferkette integriert wird und Supply Chain Manager bei ESG-kritischen Ereignissen eigenverantwortlich agieren können. Nicht selten ist dafür eine sukzessive Transformation der Unternehmenskultur erforderlich, die Kontrollstrukturen zugunsten von Selbstorganisation und Agilität im Rahmen der Compliance Policy abbaut.
Ziel ist es, ein Risikomanagement aufzubauen, das auch in Krisenzeiten für Stabilität in der Lieferkette sorgt. ESG-Daten von Dun & Bradstreet unterstützen dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Nachhaltigkeit entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit
Auf den ersten Blick mag die Transformation der Lieferketten in Richtung Nachhaltigkeit einer schweren Bürde gleichen. Tatsächlich ist er aber vor allem eine Chance, weil die ESG-Leistung eines Unternehmens zunehmend seine Wettbewerbsfähigkeit und seinen Spielraum bei der Kapitalbeschaffung definiert. „Fehlendes Engagement beim Thema Nachhaltigkeit wird von Investoren, Banken, Kreditgebern und Stakeholdern zunehmend als relevanter Risikofaktor eingestuft“, sagt Schmidt.
Darüber hinaus festigt eine glaubwürdige Haltung zu Nachhaltigkeitsthemen die Mitarbeiterbindung und verbessert die Chancen bei der Rekrutierung von neuen Talenten. Je nach Branche und Wettbewerbsumfeld lassen sich faire Arbeitsbedingungen, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz auch zur Durchsetzung von höheren Preisen nutzen. Nicht zuletzt wirken sich die beim nachhaltigen Einkauf erzielten Ressourceneinsparungen positiv auf die Umwelt- und Kostenbilanz aus.
Die Herausforderungen auf dem Weg ins Ziel sind groß. „Vor allem Unternehmen mit global diversifizierten Lieferketten werden an einem kontinuierlichen ESG-Screening ihrer Geschäftspartner nicht vorbeikommen, wenn sie Verstöße gegen neue Regularien verhindern wollen“, sagt Schmidt.
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