Teilen Sie diesen Artikel mit Ihrem Netzwerk
Helfen Sie Ihrem Netzwerk neues Wissen zu entdecken
Wir kennen es alle aus unserem Alltag. Man möchte eine neue Wohnung mieten, einen neuen Handy- oder Versicherungsvertrag abschliessen, die Waschmaschine auf Raten kaufen oder auch einen Kredit beantragen - immer steht irgendwo im Kleingedruckten ”unter Vorbehalt einer Bonitätsprüfung”. Wenn Unternehmen mit Privatpersonen oder auch anderen Unternehmen ein Vertragsverhältnis eingehen, findet im Hintergrund – häufig ohne dass der Kunde es merkt – eine Prüfung der Bonität statt.
Bonität bedeutet vereinfacht ausgedrückt, ob eine Privatperson, ein Unternehmen oder auch ein Staat in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zurückzuzahlen oder zu wollen. Diese Prüfung auf die Bonität bzw. die Kreditwürdigkeit einer Person oder eines Unternehmens ist ein zentraler Faktor in jedem Risikomanagement. Und genau hier kommt das Scoring ins Spiel.
Das Scoring, also die mathematisch-statischtische Ermittlung einer Zahl, die angibt wie zahlungskräftig ein Kunde oder Lieferant ist, ist ein Verfahren, das vergangenheitsbezogene Erfahrungen in Form von Daten nutzt, um auf dieser Basis eine Aussage für die Zukunft zu treffen. Es dreht sich also um die möglichst zuverlässige Prognose eines noch ausstehenden Ereignisses. Das ist nicht nur im Kreditmanagement möglich, sondern in allen Bereichen unseres Lebens. Ob in der Wettervorhersage, der Versicherungswirtschaft oder der Medizin. Ein Score ermöglicht die Einschätzung, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Ereignis eintritt, zum Beispiel ein Unwetter, ein Herzinfarkt oder eben ein Schadensfall.
Scoring-Verfahren ermöglichen die Standardisieserung von Kreditwürdigkeitsprüfungen, das ist besonders wichtig im Massengeschäft. Wenn Hunderte oder gar Tausende solcher Prüfungen anfallen, zum Beispiel bei neuen Handyverträgen oder in Onlineshops, ist es für die Unternehmen elementar verlässliche und sehr schnelle Entscheidungsprozesse umzusetzen. Das Kreditscoring bietet die Möglichkeit die Wahrscheinlichkeit abzubilden, ob der Käufer oder Vertragspartner seinen Zahlungsverpflichtungen in Zukunft nachkommen wird und ist somit auch ein wesentlicher Bestandteil für ein gesundes Wirtschaftssystem. Es bietet beiden Vertragspartnern Sicherheit. Die kreditgebende Seite schützt sich vor möglichen entstehenden Forderungsausfällen. Auf der anderen Seite kann es auch Verbraucher vor Überschuldung schützen.
Trotzallem hat das Scoring in den Augen der Verbraucher einen negativen Beigeschmack und immer wieder wird hier die Transparenz in Frage gestellt. Man sollte sich aber immer auch vor Augen führen, dass es ohne das Kredit-Scoring weniger Kredite vergeben werden würden oder die Ausfallraten höher wären, was in letzter Konsequenz zu höheren Kreditkosten führen würde. Und nicht zuletzt ermöglichen Kreditscores eine Kreditvergabe an Personengruppen aber auch Unternehmen, die möglicherweise grundsätzlich als zu risikoreich eingestuft würden. Scores sind eben keine subjektiven Beurteilungen und aus diesem Grund beugen sie auch Diskriminierung vor.
Jede neue Geschäftsbeziehungen wirft zu Beginn Fragen auf. Kann der neue Kunde auf Rechnung beliefert werden oder sollte besser Vorkasse verlangt werden, welche Zahlungsziele sollten vereinbart werden und wo setzt man Kreditlimits.
Auch bei Kreditscores existieren unterschiedliche Ausgestaltungen. Man unterscheidet zum Beispiel nach Antragsscores und Verhaltensscores.
Antragsscoring ist für kreditgebende Unternehmen wichtig, um die grundsätzliche Entscheidung zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung zu treffen. Der Score zum Zeitpunkt des Antrags ist entscheidend und anhand des Scores geht der Daumen nach oben oder unten und die Vertragskonditionen, Kreditlimite und Zahlungskonditionen werden anhand des Scores festgelegt.
Das Verhaltenscoring kommt in bestehenden Geschäftsbeziehungen zum Einsatz, um so vorhersagen zu können, wie sich ein Kunde in Zukunft verhalten wird. Zentrale Fragen sind zum Beispiel: Wer sind Ihre wertvollsten Kunden? Haben einige Ihrer Kunden Schwierigkeiten, ihren Zahlungsverpflichtungen bei Ihnen oder anderswo nachzukommen? Der Einsatz von Verhaltenscoring ermöglicht die Aktivierung der richtigen Kunden und gleichzeitig die Senkung von Zahlungsausfallrisiken indem Anpassungen und Optimierungen wie eine Kreditlimitüberwachung oder die Anpassung von Konditionen vorgenommen werden.
Scoring spielt eine grosse Rolle weg vom ”Bauchgefühl” eines Kreditmanagers und seinen persönlichen subjektiven Erfahrungen hin zu einem daten-gestützten Entscheidungsprozess in den die unterschiedlichsten historischen Daten einfliessen. Aber welche Faktoren spielen bei diesen Scoring-Modellen eine entscheidende Rolle? Dazu gehören exemplarisch:
Kreditmanager müssen in unserer schnelllebigen Welt vor allem:
Wie können Kreditmanager also schnell die Kunden identifizieren, die möglicherweise zu spät zahlen oder andere ernsthafte Kreditrisiken darstellen, und dennoch alle vernünftigen Kreditanträge genehmigen, um das Geschäft am Laufen zu halten? Der Einsatz von Scores kann diese zeitaufwändigen manuellen Überprüfungen erleichtern und konsistentere Kreditentscheidungen ermöglichen.
Sie wollen alle Informationen geballt und auf einen Blick – schauen Sie sich doch kurz unser fünfminütiges Video zum Thema ”Was ist eigentlich Scoring” an!
Scoring bietet enorme Vorteile für Unternehmen, die tagtäglich unternehmensrelevante Entscheidungen treffen müssen. Doch auch ein Score ist nur ein Teil einer durchdachten und effektiven Credit Policy, die Ihre Unternehmensziele mit den Geschäftsabläufen in Einklang bringt und Ihrem Unternehmen hilft, Forderungsausfälle und Abschreibungen zu reduzieren. Aber bis heute haben nicht alle Unternehmen ihre Richtlinien überhaupt schriftlich festgehalten. Kreditrichtlinien können in einigen Unternehmen "institutionelles Wissen" sein - erfahrene Kreditspezialisten scheinen die Risikobereitschaft des Unternehmens von Natur aus zu kennen, so dass sich der beste Prozess für jeden Kunden von selbst zu ergeben scheint. Doch neuere Teammitglieder in der Kreditabteilung und Vertriebsmitarbeiter tappen oft im Dunkeln, wenn es darum geht, wie sie zum Beispiel mit Anfragen nach verlängerten Laufzeiten umgehen sollen. Wenn es um die Kreditpolitik geht, sollte es keine Grauzonen geben, die zu Missverständnissen oder Fehlkommunikation mit Kollegen oder Kunden führen.
Tipps, wie Sie eine Credit Policy aufsetzen können erfahren Sie in unserem nächsten Artikel!