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Fallstudie: Wie kann die Qualität der Kreditrisikobewertung durch Automatisierung gesteigert werden?

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In unsicheren wirtschaftlichen Zeiten sind Zahlungsausfälle an der Tagesordnung. Um dem gegenzusteuern, hat der weltweit tätige Life-Science-Konzern Bayer seine Prozesse im Credit Management automatisiert und so mit Hilfe von Dun & Bradstreet seine Effizienz sowie die Qualität der Risikobewertung erheblich gesteigert.

Hohe Inflation, steigende Zinsen, instabile Lieferketten, geopolitische Verwerfungen – wir leben in bewegten Zeiten. Eine Krise jagt die nächste. Was heute noch gilt, ist morgen womöglich bereits zu hinterfragen. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen ihre Resilienz stärken und die eigene Liquidität sicherstellen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei, die Kreditwürdigkeit der Kunden kontinuierlich im Blick zu behalten.

Der global tätige Life-Science-Konzern Bayer hat dafür einen weitgehend automatisierten Prozess im Credit Management etabliert. Das Team um Andreas Wenzel, Global Credit & Customer Finance Manager bei der Bayer AG, verfolgt dabei einen sogenannten Smart Data Purchase Ansatz. Heißt konkret: „Wir fragen je nach Kreditlimit automatisiert unterschiedliche Daten bei Dun & Bradstreet an. Bei Kunden mit einem niedrigen Kreditlimit greifen wir auf Stammdaten und Zahlungserfahrungen zurück. Für eine umfangreiche Bonitätsprüfung bei Großkunden nutzen wir spezielle Risikodaten“, sagt Wenzel.

Alle Informationen werden per Software-Schnittstelle (API) direkt an das SAP ERP-System übermittelt, in einer individuellen Scorecard mit internen Informationen zusammengeführt und bewertet. Im Dashboard sehen Credit Manager bei Bayer aggregiert auf einen Blick die wichtigsten Kennzahlen zu jedem Geschäftspartner (unter anderem Scores und Finanzen).

Bessere Qualität der Risikoeinschätzung

Die in- und externen Daten zu jedem Kunden werden in der Scorecard kategorisiert und bewertet. Das hierbei angewandte Regelwerk beruht auf statistischen Analysen sowie umfangreichen Daten zum Kundenportfolio von Bayer. Im Fokus steht hierbei die Ermittlung von Unternehmensmerkmalen (Kennzahlen, Trends, Branche), die typischerweise mit Problemen beim Zahlungsverhalten einhergehen. Bedeutet konkret: Das System berechnet anhand der zugrunde gelegten Daten und Regelwerke die prozentuale Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen und sortiert die Kunden darauf aufbauend in unterschiedliche Risikoklassen.

„Da sowohl unsere eigenen interne Daten als auch externe Daten von Dun & Bradstreet in unsere Scorecard einfließen, wird unsere Risikobewertung viel belastbarer. Das trägt maßgeblich zur hohen Qualität unserer Risikoeinschätzung bei“, sagt Wenzel.

Durch die sogenannten Data Blocks von Dun & Bradstreet ist es außerdem möglich, nur die Daten abzurufen, die Bayer für die jeweilige Risikoeinschätzung auch wirklich benötigt. Die themenbasiert und logisch verknüpften Datenelemente lassen sich bedarfsgerecht zusammenstellen und liefern neben Stammdaten beispielsweise auch Informationen zu Finanzkraft und Zahlungsverhalten eines Geschäftspartners, Hinweise auf Unternehmensverflechtungen und Standorte sowie relevante Börsennachrichten und Branchenentwicklungen.

Andreas Wenzel im Interview

„Da sowohl unsere eigenen interne Daten als auch externe Daten von Dun & Bradstreet in unsere Scorecard einfließen, wird unsere Risikobewertung viel belastbarer. Das trägt maßgeblich zur hohen Qualität unserer Risikoeinschätzung bei“

Andreas Wenzel Global Credit & Customer Finance Manager Bayer AG

Risiken frühzeitig erkennen, Effizienz steigern

„Gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten ist es wichtiger denn je, die Bonität und das Zahlungsverhalten von Geschäftspartnern regelmäßig zu prüfen“, sagt Wenzel.

Die Prozessautomatisierung schafft die Grundlage für ein permanentes Monitoring von Geschäftspartnern – und damit für ein effizientes und fundiertes Credit Management.

„Viele Unternehmen überprüfen die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden lediglich einmal im Jahr, wir tun das fortlaufend. Dadurch können wir potenzielle Forderungsausfälle wesentlich zuverlässiger, vor allem aber auch frühzeitig identifizieren.“

Das funktioniert so: Fallen bei der kontinuierlichen Prüfung durch die Scorecard kritische Datenlagen auf, werden zuständige Mitarbeiter unmittelbar über eine Meldung im Dashboard informiert. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Kunde in eine schlechtere Risikoklasse abrutscht, weil er Rechnungen zu spät bezahlt hat oder schwache Finanzzahlen veröffentlich wurden. In diesen Fällen übernimmt der zuständige Credit Manager und leitet entsprechende Maßnahmen ein. Je nach Bedarf wird dann die Vertriebsabteilung kontaktiert, das Kreditlimit reduziert, Zahlungsziele werden angepasst oder sogar die Auslieferung gestoppt.

High-Risk-Kunden stehen im Fokus

Seit der Einführung der individuellen Scorecard fokussieren sich die Credit Manager bei Bayer darauf, umsatzstarke Kunden mit einer schlechten Bonität persönlich zu überwachen. Geschäftspartner mit einem niedrigen Ausfallrisiko laufen dagegen automatisiert durch. So soll die Zahl blockierter Aufträge reduziert und das Wachstum von Bayer gezielt vorangetrieben werden. „In Summe konnten wir durch die Automatisierung der Prozesse unsere Effizienz im Credit Management erheblich steigern“, sagt Andreas Wenzel.

Umfassende Analyse des Portfolios

In die Bonitätsprüfung globaler High Risk-Kunden fließen bei Bayer zusätzlich Risikodaten von Dun & Bradstreet ein. Diese werden durch die Credit Manager penibel geprüft und fundiert bewertet. „Die Strukturen von Großunternehmen und Konzernen sind hoch komplex und erfordern erhöhte Aufmerksamkeit: Bilanzen müssen genau unter die Lupe genommen, Börsennachrichten gelesen, Verflechtungen sortiert werden“, erklärt Wenzel. Nur so lassen sich seiner Ansicht nach Kreditentscheidungen in mehrstelliger Millionenhöhe hieb- und stichfest absichern.

Dementsprechend stand zu Beginn des Automatisierungsprozesses zunächst eine umfassende Analyse des Portfolios auf der Agenda: Welche Kunden lassen sich automatisieren? Welche Grenzwerte braucht es und was ist bei der Kalibrierung der Scorecard zu beachten? „Bei der Klärung dieser und weiterer Fragen haben wir uns ganz auf die fachliche Expertise von Dun & Bradstreet verlassen – und sind damit hervorragend gefahren“, resümiert Wenzel.

Inzwischen hat das Projektteam die Hypercare-Phase abgeschlossen und das automatisierte Credit Management international etabliert. Damit ist der Bayer-Konzern in der Lage, Kreditentscheidungen auch in hoch volatilen Zeiten zuverlässig zu treffen und Debitorenrisiken gezielt zu reduzieren.

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Über Bayer

Bayer ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Kernkompetenzen auf den Life-Science-Gebieten Gesundheit und Ernährung. Mit seinen Produkten und Dienstleistungen will das Unternehmen Menschen nützen und die Umwelt schonen, indem es zur Lösung grundlegender Herausforderungen einer stetig wachsenden und alternden Weltbevölkerung beiträgt. Bayer verpflichtet sich dazu, mit seinen Geschäften einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Gleichzeitig will der Konzern seine Ertragskraft steigern sowie Werte durch Innovation und Wachstum schaffen. Die Marke Bayer steht weltweit für Vertrauen, Zuverlässigkeit und Qualität. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte der Konzern mit rund 100.000 Beschäftigten einen Umsatz von 41,4 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter www.bayer.com