Was genau ist eigentlich Scoring?

Wir kennen es alle aus unserem Alltag. Man möchte eine neue Wohnung mieten, einen neuen Handy- oder Versicherungsvertrag abschließen, die Waschmaschine auf Raten kaufen oder auch einen Kredit beantragen - immer steht irgendwo im Kleingedruckten ”unter Vorbehalt einer Bonitätsprüfung”. Wenn Unternehmen mit Privatpersonen oder auch anderen Unternehmen ein Vertragsverhältnis eingehen, findet im Hintergrund – häufig ohne dass der Kunde es merkt – eine Prüfung der Bonität statt.

Bonität bedeutet vereinfacht ausgedrückt, ob eine Privatperson, ein Unternehmen oder auch ein Staat in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zurückzuzahlen oder zu wollen. Diese Prüfung auf die Bonität bzw. die Kreditwürdigkeit einer Person oder eines Unternehmens ist ein zentraler Faktor in jedem Risikomanagement. Und genau hier kommt das Scoring ins Spiel.

Der Score - eine sagenumwobene Zahl?

Das Scoring, also die mathematisch-statistische Ermittlung einer Zahl, die angibt wie zahlungskräftig ein Kunde oder Lieferant ist, ist ein Verfahren, das vergangenheitsbezogene Erfahrungen in Form von Daten nutzt, um auf dieser Basis eine Aussage für die Zukunft zu treffen. Es dreht sich also um die möglichst zuverlässige Prognose eines noch ausstehenden Ereignisses. Das ist nicht nur im Kreditmanagement möglich, sondern in allen Bereichen unseres Lebens. Ob in der Wettervorhersage, der Versicherungswirtschaft oder der Medizin. Ein Score ermöglicht die Einschätzung, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Ereignis eintritt, zum Beispiel ein Unwetter, ein Herzinfarkt oder eben ein Schadensfall.

Warum Scoring für beide Vertragsparteien so wichtig ist

Scoring-Verfahren ermöglichen die Standardieserung von Kreditwürdigkeitsprüfungen, das ist besonders wichtig im Massengeschäft. Wenn Hunderte oder gar Tausende solcher Prüfungen anfallen, zum Beispiel bei neuen Handyverträgen oder in Onlineshops, ist es für die Unternehmen elementar verlässliche und sehr schnelle Entscheidungsprozesse umzusetzen. Das Kreditscoring bietet die Möglichkeit die Wahrscheinlichkeit abzubilden, ob der Käufer oder Vertragspartner seinen Zahlungsverpflichtungen in Zukunft nachkommen wird und ist somit auch ein wesentlicher Bestandteil für ein gesundes Wirtschaftssystem. Es bietet beiden Vertragspartnern Sicherheit. Die kreditgebende Seite schützt sich vor möglichen entstehenden Forderungsausfällen. Auf der anderen Seite kann es auch Verbraucher vor Überschuldung schützen.

Trotzallem hat das Scoring in den Augen der Verbraucher einen negativen Beigeschmack und immer wieder wird hier die Transparenz in Frage gestellt. Man sollte sich aber immer auch vor Augen führen, dass es ohne das Kredit-Scoring weniger Kredite vergeben werden würden oder die Ausfallraten höher wären, was in letzter Konsequenz zu höheren Kreditkosten führen würde. Und nicht zuletzt ermöglichen Kreditscores eine Kreditvergabe an Personengruppen aber auch Unternehmen, die möglicherweise grundsätzlich als zu risikoreich eingestuft würden. Scores sind eben keine subjektiven Beurteilungen und aus diesem Grund beugen sie auch Diskriminierung vor.

Der Score als Bestandteil im Entscheidungsfindungsprozess

Jede neue Geschäftsbeziehungen wirft zu Beginn Fragen auf. Kann der neue Kunde auf Rechnung beliefert werden oder sollte besser Vorkasse verlangt werden, welche Zahlungsziele sollten vereinbart werden und wo setzt man Kreditlimits.

Auch bei Kreditscores existieren unterschiedliche Ausgestaltungen. Man unterscheidet zum Beispiel nach Antragsscores und Verhaltensscores.

Antragsscoring ist für kreditgebende Unternehmen wichtig, um die grundsätzliche Entscheidung zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung zu treffen. Der Score zum Zeitpunkt des Antrags ist entscheidend und anhand des Scores geht der Daumen nach oben oder unten und die Vertragskonditionen, Kreditlimite und Zahlungskonditionen werden anhand des Scores festgelegt.

Das Verhaltenscoring kommt in bestehenden Geschäftsbeziehungen zum Einsatz, um so vorhersagen zu können, wie sich ein Kunde in Zukunft verhalten wird. Zentrale Fragen sind zum Beispiel: Wer sind Ihre wertvollsten Kunden? Haben einige Ihrer Kunden Schwierigkeiten, ihren Zahlungsverpflichtungen bei Ihnen oder anderswo nachzukommen? Der Einsatz von Verhaltenscoring ermöglicht die Aktivierung der richtigen Kunden und gleichzeitig die Senkung von Zahlungsausfallrisiken indem Anpassungen und Optimierungen wie eine Kreditlimitüberwachung oder die Anpassung von Konditionen vorgenommen werden.